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Storytelling im Lernprozess

*** Hier KLICKEN: Das BUCH dazu! *** Storytelling bedeutet, wichtige Lerninhalte in eine Geschichte zu verpacken, dadurch Emotionen zu wecken, sodass diese Inhalte nachhaltig im Gedächtnis verankert bleiben. Gute Geschichten zeichnen sich durch Einfachheit aus, beinhalten aber immer wieder Überraschungsmomente, d. h., sie sind nicht linear vorhersehbar, begleiten Protagonisten und vor allem, sie berühren auf die eine oder andere Art und Weise emotional, bieten immer wieder Anknüpfungspunkte an die Lebenswelt der Zuhörenden.

Die Geschichte allein ist es daher nicht, die man für ein gutes Storytelling benötigt, vielmehr ist auch die Dramaturgie wesentlich, damit durch geschickt gesetzte Höhepunkte innerhalb einer Geschichte immer wieder für Neugierde und Interesse sorgt, sodass auch die notwendige Aufmerksamkeit für die Inhalte erhalten bleibt.

Dem menschlichen Gehirn fällt es durch die bei Geschichten zustande kommenden Assoziationen, Interaktionen und Emotionen um einiges leichter, Inhalte zu verarbeiten und nachhaltig, d. h., langfristig zu speichern. Dadurch fällt auch das Lernen leicht und macht im Idealfall sogar noch Spaß, da der Lernprozess nicht bewusst als solcher wahrgenommen wird, sondern dass die Inhalte beinahe en passant verstanden und verinnerlicht werden, wodurch Motivationsprobleme oft erst gar nicht auftreten. Geschichten sind auch aus neurobiologischer Sicht äußerst effektiv als Transportmittel für die Vermittlung von Ideen und Fakten, da es im Gehirn immer auf Verknüpfungen ankommt und bei allen intentionalen aber auch latenten Lernprozessen neuronale Muster aufgebaut und gefestigt werden. Je stärker das Gehirn Informationen an bereits Vorhandenes an- und miteinander verknüpfen kann, desto leichter gelingt es diesem, sich später an diese Informationen zu erinnern. Eine besonders gut geeignete Form, sich etwas einzuprägen, sind bekanntlich Bilder, denn Menschen denken gerne in Bildern, da sie sowohl kognitiv als auch emotional reichhaltiger als reine verbale Inhalte sind. Die sprachliche Entsprechung eines Bildes ist eben die Geschichte, weshalb man Kindern auch so gerne Geschichten erzählt und diese auxh Geschichten gerne hören, sodass diese immer wieder nach Wiederholungen verlangen. Geschichten helfen dabei, Bilder in unserem Hirn zu erzeugen. Völlig Neues kann man nur lernen, wenn es dafür Anknüpfungsoptionen gibt, also das Neue nicht nur über einen einzelnen sensorischen Kanal aufgenommen wird, sondern gleichzeitig zu riechen, zu schmecken, zu sehen, zu hören und zu fühlen ist. Und das tun im Prinzip Geschichten, denn in deren Rahmen gibt es viele Anknüpfungspunkte an bereits vorhandene Gedächtnisinhalte, sodass man Geschichten besser im Gedächtnis abspeichern kann. Hinzu kommt die Subjekthaftigkeit von Geschichten, denn beim Erzählen von Geschichten bezieht man sich immer auf das Subjekt des Zuhörers, wobei jedes Subjekt sich daraus seine eigene Geschichte macht. Für Kinder haben Geschichten noch eine Zusatzfunktion, denn sie vermitteln ihnen Stabilität und Selbstvertrauen.

Storytelling ist eine wichtige Methode, um Lesern oder Zuhörern Informationen zu vermitteln, wobei es das Ziel ist, die relevanten Inhalte durch die Konstruktion der Geschichte einfach darzustellen und die Zielgruppe emotional zu fesseln. Geschichten sind im Vergleich zu reinen Inhalten lebendiger und berühren den Zuhörer auf unterschiedlichen Ebenen, sodass sie auch im Unterbewusstsein weiterwirken, wodurch man sich langfristig an den Inhalt erinnern kann. Es geht beim Storytelling um die indirekte Vermittlung von Botschaften und Wissen, verpackt in einer anschaulichen Geschichte. Schon Märchen, die sich die Menschheit bereits seit Jahrhunderten erzählt, funktionieren auf diese Weise, denn der Satz „Und die Moral von der Geschichte …“ funktioniert besser mit einem „Es war einmal …“ davor.
Aus der Sicht der Psychologie liegt die Effektivität des Storytelling in den zwei unterschiedliche Arten des Gedächtnisses: dem analytischen Gedächtnis, das für Planung und logische Argumentation zuständig ist, und dem biografischen oder narrativen Gedächtnis, das die Erlebnisse eines Menschen zu einer Geschichte zusammenfügt und emotional einordnet. Hört man eine Geschichte, reagiert das narratives Gedächtnis und erzeugt Emotionen, was gegenüber der Kommunikation reiner Fakten einige entscheidende Vorteile hat, denn Fakten sind für das menschliche Gehirn oft schwierig zu behalten. Werden Fakten aber in eine anschauliche Geschichte verpackt, entstehen Bilder im Kopf, die besser im Gedächtnis bleiben, denn Bilder wecken Neugier und die damit verbundenen Emotionen regen das menschliche Einfühlungsvermögen an. Kann sich der Empfänger mit einer Geschichte identifizieren, führt das zusätzlich zu einer emotionalen Involviertheit und Bindung an den Kommunikator, also etwa an eine Marke, was man vor allem in der Werbung einsetzt. Solche Geschichten müssen aber nicht zwingend erzählt oder geschrieben, sondern können auch in Bildern oder Musik enthalten sein.

Storytelling ist auch sinnvoll, um komplexe Inhalte besser zu verdeutlichen, denn es können dabei theoretische Zugänge und Aussagen über den Einsatz von Geschichten veranschaulicht und die Wirkung dadurch verstärkt werden.  Storytelling ist vor allem für das Erklären eines Sachverhaltes oder eines Prozesses mit Hilfe einer einfachen, anschaulichen und nachvollziehbaren Geschichte geeignet, wobei sich Storytelling hervorragend auch für die Vermittlung von Softskills eignet, denn es ermöglicht u. U. eine Identifikation mit den Protagonisten der jeweiligen Geschichte.

Bei der Fremdsprachenlernmethode TPRS (Teaching Proficiency through Reading and Storytelling) wird das Sprachenlernen wie bei der Birkenbihl-Methode nicht durch das Pauken von Grammatikregeln und von Vokabellisten erreicht wird, sondern durch den Aufbau mentaler Begriffe, wie sie die jeweiligen Sprachgemeinschaften im Laufe ihrer Geschichte entwickelt haben, und was wesentlich ist, vor allem in sozialen Situationen, in denen Sprache das Verhalten der Beteiligten koordiniert.

In der Werbung spielt Storytelling eine große Rolle, denn es ist das älteste Knowledge-Sharing-System, da das emotionale Eintauchen in eine Geschichte den Menschen hilft, Reaktanz und Skepsis auszublenden und die spielerische Konzentration fördert. Jede Geschichte braucht einen guten Grund, erzählt zu werden, hat einen Helden, beginnt mit einem Konflikt, berührt emotional und ist viral. Gute Geschichten kommen übrigens vorwiegend von der dunklen Seite.

Link: https://eltern.lerntipp.at/Birkenbihl-Methode.shtml (14-02-11)



Literatur

http://treibstoff.newsaktuell.de/was-geschichten-im-gehirn-bewirken/ (17-03-05)