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Aufschieberitis bei Studentinnen und Studenten

„Morgen ist auch noch ein Tag zum Lernen!“ Dieser Satz könnte von Ihnen stammen? Wie schaffen Sie es, sich frühzeitiger zum Lernen zu motivieren? Und wie gelingt es Ihnen, effizienter zu lernen, so dass Sie mehr Freizeit haben? In diesem Workshop lernen Sie, Lernstrategien und -techniken effektiv und effizient einzusetzen und Ihrem inneren Schweinehund, der „Aufschieberitis“, den Garaus zu machen.
Einladung zu einem Workshop einer Universität

Nach Untersuchungen zeigen etwa 70 bis 90 Prozent der Studierenden Prokrastinationsverhalten, denn das selbstbestimmte Lernen verleitet viele StudentInnen zum Aufschieben. Ursache sind meist unklare Prioritäten, eine schlechte Planung, oder dass man gar nicht weiß, wie und womit man überhaupt anfangen soll, andere wieder prokrastinieren, weil sie Versagensängste haben. Vor allem besonders langwierige, umfangreiche Aufgaben wie Bachelor- und Masterarbeit werden von Studenten oft aufgeschoben. Um erfolgreich bei Prüfungen zu sein, muss man oft kurzfristig Unangenehmes in Kauf nehmen, um übergeordnete Ziele zu erreichen. Dazu gehört etwa, für eine Prüfung mehrere Tage oder Wochen zu lernen und in dieser Zeit seine Freizeit einzuschränken. Das gelingt leichter, wenn StudentInnen nach einem festen Zeitplan arbeiten und jeden Tag zur selben Uhrzeit beginnen. Man sollte sich dabei etwa zehn bis fünfzehn Minuten vorher Zeit nehmen, um sich innerlich auf seine Aufgabe einzustellen, etwa indem man seinen Arbeitsplatz herrichtet und Gegenstände, die ablenken können, wegräumt.  Auch sollte man große Aufgaben immer in kleine Schritte zerlegen und diese kleinen Schritte auch zu notieren, denn generell nehmen sich viele StudentInnen zu viele Aufgaben am Tag vor. Hilfreich ist dabei dann die Fünfzig-Prozent-Regel, wobei man sich fragt, wie viel man eigentlich schaffen will, denn wenn man zu seinem Arbeitspensum eine konkrete Vorstellung entwickelt hat, sollte man den Umfang noch einmal um die Hälfte reduzieren, denn erst dann ist die Planung in der Regel realistisch.

Die Prokrastinationsambulanz der Westfälischen Wilhlems-Universität Münster bietet Diagnostik, Beratung und Therapie bei Prokrastination an und erforscht dieses Problem mit dem Ziel, die Behandlung zu optimieren. Auf der Site der Prokrastinationsambulanz hat man die Möglichkeit, sich in folgenden Bereichen zu testen:

Prokrastination (Pathologisches Aufschieben)
Depressivität
Aufmerksamkeitsstörung (Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung; ADS oder ADHS)

Zu diesen Bereichen erscheinen nacheinander Fragebögen, die in der Praxis und Forschung der klinischen Psychologie entwickelt und genutzt werden. Auf der Grundlage dieser Fragebögen erfolgt die Einschätzung einer möglichen Behandlungsbedürftigkeit. Man kann den Selbsttest für sich allein ausfüllen und anonym auswerten lassen und erhält sofort im Anschluss eine individuelle Rückmeldung darüber, ob man gemäß den Angaben zum Aufschiebeverhalten bereits von Prokrastination sprechen kann oder nicht.

Link: http://ww3.unipark.de/uc/Selbsttest_Prokrastination/ospe.php (16-04-04)


Buchtipp

Die Psychologin Christine M. Beran, die das Buch „Machbar. Gut gegen Aufschieberitis“ geschrieben hat, empfiehlt folgende Aspekte bei der Prokrastination zu beachten:

  • Ziele sollten realistisch sein. Man sollte vorher abschätzen, was machbar ist.
  • Vor allem bei größeren Vorhaben erleichtern kleine Schritte die Umsetzung. Daher ist es sinnvoll, große Aufgaben in viele Einzelschritte zu zerlegen. Kein Schritt ist zu klein.
  • Öffentlich machen, was man vorhat – das motiviert, am Ball zu bleiben.
  • Das Buddy-System holt eine weitere Person ins Boot: Man kann sich gegenseitig bei schwierigen oder unangenehmen Aufgaben unterstützen, beraten und ermutigen. Wichtig ist, dass beide davon profitieren und Zeit und Aufmerksamkeit gerecht verteilt werden.
  • Positives Denken hilft zwar sehr gut, Visionen zu entwickeln – es beruhigt und hilft abends beim Einschlafen. Aber um Ziele zu erreichen, müssen wir aktiv werden. Deshalb ist es sehr hilfreich, sich mögliche Probleme – und deren Lösungen – auf dem Weg zum Erfolg vorzustellen.
  • Fragen, die man sich selbst stellt, können oft auch beantwortet werden. Es ist sinnvoll, sich bei jedem Schritt zu überlegen, welche Stolpersteine an den verschiedenen Hürden auftauchen könnten. Und wie man sie am besten überwindet. Das gibt das Gefühl, handlungsfähig zu bleiben, auch wenn Probleme auftauchen. Selbstwirksamkeit ist ohnehin die oberste Prämisse und schafft Zufriedenheit.
  • Komplexe Aufgaben, die nicht automatisiert ablaufen, erfordern in der Umsetzung viel Energie. Dessen sollte man sich immer bewusst sein.
  • Achtsam sein und Dinge nicht „schnell, schnell“ erledigen, denn dann gilt es, einen Gang zurückzuschalten und Projekte nicht „hinter mich zu bringen, sondern sich der Aufgabe zu widmen“.
  • Eine freundliche Einstellung zu sich selbst: Das ist besonders wichtig, wenn etwas schief geht. Dann fällt es leichter, einen neuen Anlauf zu nehmen.

Literatur

http://www.welt.de/wirtschaft/karriere/bildung/article153980794/Gegen-Aufschieberitis-hilft-die-50-Prozent-Regel.html (16-04-10)
https://www.uni-muenster.de/Prokrastinationsambulanz/Angebote_Test.html (16-04-10)
https://studium.lerntipp.at/motivation/aufschieberitis.shtml (16-04-10)