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Lernen, Gehirn, Emotion

Aussagen von Manfred Spitzer zum Thema Lernen, Gehirn, Emotion in einem Gespräch mit Klaus Buttinger in den OÖN – die von mir gekürzten Aussagen Spitzers ergeben auf kompakte Art ein Fazit der eigenen Darstellungen zu diesem Thema in den Arbeitsblättern.

Unser Gehirn lernt immer.

Das Gehirn lernt dadurch, dass es sich ändert. Nervenzellen wachsen nach, auch beim erwachsenen Menschen. Selbst die Verbindungen zwischen den einzelnen Nervenzellen knüpfen sich dauernd neu. Das passiert immer dann, wenn wir das Gehirn benutzen. Jede kleine Benutzung führt zu kleinen Änderungen, und der Bodensatz unserer Lebenserfahrung bleibt im Gehirn hängen Heute wissen wir, dass das Lernen nicht nur dann abläuft, wenn die Person zum Beispiel Vokabel lernt, sondern auch danach. Was das Gehirn gelernt hat, wird noch einmal verarbeitet. Die Nachverarbeitung findet in Ruhephasen und vor allem im Schlaf statt. Wer viel zu lernen hat, soll für ausreichenden Schlaf sorgen.

Schüler lernen am Vormittag Französischvokabel, die sie am Nachmittag aktiv vor dem Spielkonsolen-Monitor löschen. Die Kinder werden von den Computermonstern derartig bearbeitet, dass ihnen ihre Emotionen alles kaputt machen. Emotionen kommen immer dann ins Spiel, wenn etwas rasch gelernt werden soll. Negative Emotionen machen Angst. Die bewirkt, dass wir nicht mehr kreativ sind und die Weite des Denkens eingeengt wird. Ein Lerninhalt, der unter Angst gelernt wird, wird mit Angst verknüpft. Ruft man den Inhalt ab, wird die Angst mit abgerufen, und man ist nicht mehr kreativ. Wenn das Gelehrte im Unterricht noch in 20 Jahren zum kreativen Problemlösen taugen soll, darf man nicht mit Angst unterrichten. Es geht darum, dass die Dinge selber interessant sind, überraschend, und dass man die Neugierde am Stoff herauslässt. Dann wirken die Dinge selber belohnend. Das wiederum setzt positive Emotionen in Gang, die auch für sehr rasches Lernen sorgen. Was so gelernt wird, kann für kreative Zwecke eingesetzt werden.

Vergessen findet nicht nur passiv, sondern auch durchaus aktiv statt. Was nicht gebraucht wird, was nicht passt, wird gelöscht, überschrieben. Unser Gehirn betreibt eine Art Informationsmanagement. Was nicht aktualisiert wird, schleppt es nicht herum und wird aktiv kaputt gemacht.

Es müssen sich auch die Randbedingungen ändern, unter denen Schule funktioniert. Wenn Kinder sich vormittags übermüdet vom Fernsehen in der Schule langweilen und die spannenden Sachen nachmittags an der Game-Konsole ablaufen, dann kämpft der Lehrer gegen Hollywood und Nintendo und hat schon verloren. Wenn das so ist, haben wir Schule und Freizeit falsch strukturiert für den Nachwuchs und dürfen uns nicht wundern, dass die Schule nichts ausrichten kann. Die Lösung ist nicht, dass der Lehrer zum Super-Entertainer mutiert. Kinder brauchen am Nachmittag mehr Ruhephasen und auch körperliche Bewegung.

Arbeitsblätter zum Thema

Quelle: OÖnachrichten vom 06.09.2008



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