Da das menschliche Gehirn von Natur aus ein Lernorgan par excellence ist, lernt es permanent und kann in der Regel auch gar nicht daran gehindert werden, doch es lernt manchmal nicht unbedingt das, was man gerne lernen möchte, bzw. mit das, was andere, z.B. Lehrer oder Eltern, möchten, dass gelernt wird. Nach teilweise uralten Erkenntnissen der Psychologie aus den Anfängen ihrer Lernforschung – diese Erkenntnisse werden von der modernen angeblich so revolutionären Hirnforschung nur bestätigt, aber nicht wirklich entdeckt – gibt es einige wenige allgemein gültige Grundprinzipien, nach denen das Gehirn des Menschen und vermutlich im Wesentlichen auch das Gehirn von Tieren bei der Aufnahme und Verarbeitung von Informationen vorgeht. In Bezug auf das menschliche Lernen lassen sich alle Lernvorgänge gezielt unterstützen, um so ein gehirngerechten Lernens, zu ermöglichen, wobei es im Wesentlichen darum geht, die Grundprinzipien der neuronalen Aktivitäten zu nutzen: Die natürliche Art des menschlichen Denkens ist assoziativ, d.h., jede neue Information wird im Gehirn automatisch zu vorhandenen Inhalten in Beziehung gesetzt, die in holografisch vernetzten Strukturen organisiert sind. Wichtig ist zu beachten, dass das Gehirn kein Tonbandgerät oder eine andere linear aufzeichnende Maschine ist, also nicht für die Aufnahme von linearem Lernstoff geeignet ist, wie es im traditionellen Unterricht meist gefordert wird. Nur durch Assoziationen kann man diese komplexen Netzwerke erschließen und auf diese Weise Zugang zu passivem und unbewusstem Wissen bekommen – Stichwort: tacit knowledge. Bei jeder Aufgabe oder Frage interpretiert das Gehirn automatisch die verfügbaren Informationen und versucht Zusammenhänge herzustellen, denn es sucht von sich aus in allem nach Bedeutung und Sinn. Daher versucht das Gehirn auch Lücken im Informationsfluss zu schließen und vergleicht Neues permanent mit schon Vorhandenem.
Findet das Gehirn keinen Sinn, dann wird der Lernprozess gestoppt und es entsteht das, was man häufig als Unkonzentriertheit erlebt, etwa dann, wenn man einen Text gelesen hat und sich nicht mehr daran erinnert, was man in den letzten zehn Minuten gelesen hat. Bei der Aufnahme von Informationen leitet das Gehirn meist unbewusst Regeln ab, die zwar nicht objektiv richtig sein müssen, aber dem Gehirn plausibel erscheinen. Das hängt damit zusammen, dass das Gehirn gerne Regelmäßigkeit und Muster entdecken möchte, also Schemata hinter den Dingen, denn dadurch reduziert sich die Unsicherheit, die von allem Neuen ausgeht. Das Gehirn ist auch ständig auf der Suche nach Rückmeldungen darüber, ob das, was es aufgenommen hat, auch richtig ist, d.h., das Lernorgan des Menschen sucht sofortiges Feedback. Muss das Gehirn lange auf ein solches Feedback warten, dann verschwindet das Interesse – die zentrale emotionale Komponente des Lernens, oft auch Motivation genannt – am Lernstoff und damit auch die Lernbereitschaft.