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Computerspiele zur firmeninternen Weiterbildung

Sprache lernen im Vorübergehen! Lernposter

Immer mehr Unternehmen setzen Computerspiele ein, wenn es darum geht, ihren Mitarbeitern Neues zu vermitteln, darunter Intel, SAP, Lufthansa oder L’Oréal. „Serious Games“, ernsthafte Spiele, werden Simulationen wie die von Hilton genannt, und Unternehmen rund um die Welt haben im letzten Jahr 140 Millionen Dollar in solche Weiterbildungs-Games investiert.

Es geht also um mehr als nur reine Spielerei. „Die Idee ist es, motivierende Elemente von Computerspielen fürs Lernen nutzbar zu machen – eine Geschichte erleben, Herausforderungen bewältigen, miteinander konkurrieren“, sagt Heinz Mandl, Psychologie-Professor an der Ludwig-Maximilians-Universität München.
Ideen liefern den Weiterbildungsprofis dabei vor allem Online-Spiele wie „World of Warcraft“ (WoW). Für dieses Rollenspiel im Netz haben sich weltweit zehn Millionen Spieler registriert; wer 12,99 Euro zahlt, kann einen Monat lang als Zauberer, Krieger oder Zwerg in die Fantasywelt abtauchen. Fans verbringen hunderte von Stunden in dem Paralleluniversum.
Aber was bringen solche Ausflüge in Traumwelten für die Karriere? Eine ganze Menge, behauptet der renommierte US-Ökonom Thomas Malone. Er hat die Rollenspiele untersucht und kommt zu dem Schluss, dass die Spieler hier genau das lernen, was Sie tagtäglich im Büro brauchen: Tempo, Risikobereitschaft und die Fähigkeit, mit wechselnden Führungsstrukturen umzugehen. Der Grund: In den Simulationen kämpfen die Spieler nicht für sich allein, sondern sind in Gilden organisiert. Und wer deren Chef wird, folgt keinen festen Regeln, sondern wird spontan festgelegt. Genau diese Art von Selbstorganisation sei künftig gefragt, meint Malone: „Online-Rollenspiele zeigen die Geschäftswelt von morgen.“

Daddeln statt Führungsseminar?

Solche Ergebnisse haben die Unternehmen in den letzten Jahren hellhörig werden lassen. Allerdings stecken die ersten realen Experimente mit spielerischem Lernen noch in den Kinderschuhen. Statt Abenteuern wird meist nur Ausprobieren geboten. Zu den Pionieren des spielerischen Lernens gehört in Deutschland Epson: Der Hersteller von Druckern und Projektoren setzt internetbasierte Lernprogramme ein, um Fachhändler und Mitarbeiter über die neuesten Produkte zu informieren. Infos werden immer wieder mit spielerischen Elementen ergänzt. Um etwa die Unterschiede des eigenen Druckers zum Konkurrenzmodell zu illustrieren baut Epson ein Quartettspiel ein. „Wir wollen die Lernenden involvieren“, sagt Epson-Managerin Sandra Kraft. Dass solche kleinen Mitmach-Elemente von Parallelwelten wie WoW meilenweit entfernt sind, ist durchaus gewollt. Kraft begründet das mit „Anforderungen an die Effizienz“.
Vor allem Führungskräfte pochen auf Effizienz und lehnen deshalb Computerspiele als Trainingsmittel ab – zum Leidwesen der Verfechter der Idee. „Vor allem in Deutschland steht man neuen Medien kritisch gegenüber“, bemängelt Zukunftsforscher Matthias Horx. Er erwartet jedoch, dass sich die Unternehmen künftig spielfreudiger zeigen: „In einigen Jahren drängen Einsteiger in die Unternehmen, von denen 30 bis 40 Prozent schon Online-Rollenspiele gemacht haben.“ Und auf deren Bedürfnisse müssten sich die Firmen einstellen – weil Nachwuchs immer knapper werde.
Findet Weiterbildung also künftig gemütlich vor der Spielkonsole statt im Seminarhotel statt? Wohl kaum. „Es wird immer noch Präsenzphasen geben, zu denen die Lernenden persönlich – und nicht als Avatar – kommen“, sagt Experte Mandl.


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