Bekanntlich rechnen zu Beginn der Grundschulzeit viele Kinder mit den Fingern, um sich die gestellten Aufgaben besser vorstellen zu können. Allerdings kann der Einsatz der Finger auch in späteren Jahren beim Lösen von Mathematikaufgaben helfen, denn in einer Untersuchung (Ginns et al., 2015) fiel Schulkindern aus Sydney im Alter zwischen neun und dreizehn Jahren das Lösen von Aufgaben aus Geometrie und Algebra dann leichter, wenn sie veschiedene Aspekte der mathematischen Probleme mit ihren Fingern nachzeichneten. Das deutet darauf hin, dass das mathematische Verständnis und Lernen verbessert werden kann, wenn Rechenaufgaben durch Elemente zum Nachverfolgen der Aufgaben mit haptischen Elementen ergänzt werden. So kann man mit dem Zeigefinger etwa die Winkel eines Dreiecks nachzeichnen, was die Belastung des Arbeitsgedächtnisses reduzieren und damit die Fähigkeit verbessern dürfte, komplexe Informationen zu behalten, da es dabei Informationen aus verschiedenen Sinneskanälen verbindet.
Man weiß aus Untersuchungen, dass die Feinmotorik, also wie geschickt Kinder mit ihren Fingern umgehen, Einfluss auf deren Rechenfähigkeiten hat. Im Gehirn gibt es zwei Areale, in denen die Fingerbewegungen aber auch das Addieren und Multiplizieren gesteuert werden. Man vermutet, dass evolutionär im Gehirn für das Rechnen kein eigener Platz vorgesehen war, sondern die Evolution die Areale für das Greifen und die Raumwahrnehmung verwendet hat.
Literatur
Dupont-Boime, J. & Thevenot, C. (2018). High working memory capacity favours the use of finger counting in six-year-old children. Journal of Cognitive Psychology, 30, 35-42.
Ginns, P., Hu, F., Byrne, E., Bobis, J. (2015). Learning by tracing worked examples. Applied Cognitive Psychology, doi10.1002/acp.3171
Hu, F., Ginns, P., Bobis, J. (2015). Getting the point: Tracing worked examples enhances learning. Learning and Instruction, 35, 85-93.
http://lerntipps.lerntipp.at/warum-ist-mathematik-so-schwer-zu-lernen/ (18-03-20)