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Fragenstellen und Lernen

Sprache lernen im Vorübergehen! Lernposter

Fragen stellen, um Antworten zu erhalten – oder Fragen generieren, um zu lernen?

Fragenstellen als Lernstrategie
Die Auswirkung der Fragenstellung von Studierenden als Lernstrategie zur Erzielung von Lernerfolgen, sowie die Relevanz von Feedback auf diese Fragen zur Erhöhung des Lernerfolges werden in dieser experimentellen Studie unter folgenden Gesichtspunkten analysiert (vgl. Levin & Arnold 2008, S.135ff).

Korrelation der Fragenformate und der erreichten Lernerfolge
Es ist erwiesen, dass die positiven Lerneffekte von der Form der Fragenerstellung abhängig sind. Lernerfolge durch aktives Fragen bei standardisierten Tests sind jedoch aufgrund des zusätzlich benötigten Hintergrundwissens nicht so groß wie bei schulgegenstandsbezogenen Tests. Bei spezifischen Tests sind Wissenserweiterung im entsprechenden Fachgebiet, sowie die steigende Fähigkeit der Schüler/Studenten zur Wiedergabe und Anwendung des Wissens durch aktives Fragen gegeben. Schüler/Studenten müssen durch Teile der folgenden Punkte beim kritischen, anspruchsvollen Fragenstellen unterstützt werden:

  • Training zur Erlernung der „richtigen Fragestellung“
  • Hilfestellungen bei der Generierung von Fragen (z.B.: durch Fragenstämme, Ignorance Questions, Vermittlung von Basiswissen zur Fragenerstellung und Qualitätsbeurteilung von Fragen)

(vgl. Levin & Arnold 2008, S.136).

Korrelation des Fragen-Feedbacks und der erreichten Lernerfolge
Es ist erwiesen, dass ein Feedback auf Schülerfragen positive Auswirkungen auf die Antwortqualität der bei späteren Prüfungsfragen hat. Annahme: Die Beantwortung durch Vortragende oder Mitschüler erzeugt positives Klima bei dem Schüler, was die Lernmotivation ansteigen lässt. Durch diese gesteigerte Motivation kann die Beantwortungsstrategie als nachhaltig nützlich belegt werden (vgl. Levin & Arnold 2008, S.136). Um die Beantwortung möglich zu machen, muss dem Lernenden erst das Grundlagenwissen vermittelt werden um ihm die Analyse und dadurch die Fragengenerierung und Fragenstellung zu ermöglichen. Durch das Analysieren des Stoffes wird die Überleitung des Gelernten auf die Objektebene gefördert, wo die Anwendbarkeit des vermittelten Wissens gesteuert wird (vgl. Neber 1993, zit. nach Levin & Arnold 2008, S.136).

Fragenstellen als Lernstrategie
Die Stichprobenanalyse der Studie von Levin und Arnold basiert auf Ergebnissen Studierender, welche die Kurse und auch den Abschlusstest ablegten und in folgende Kategorien unterteilt ausgewertet wurden:
UFB: Unstrukturiertes Fragenstellen mit Beantwortung, 33 Studenten:
Alle Fragen zur Veranstaltung sollten von den Studenten im Zuge des Seminars notiert werden. Zufallspaare beantworten später wechselseitig innerhalb von 20 Minuten ihre Fragen, unbeantwortete Fragen wurden markiert.
SFB: Strukturiertes Fragenstellen mit Beantwortung, 28 Studenten:
Gezielte Fragen auf 4 Niveaustufen – (1) Fakten-, (2) Verständnisfragen, (3) wissensstruktur-bezogene und (4) kritische Fragen – sollten von den Studenten im Zuge des Seminars notiert werden. Hier wurden ebenfalls Zufallspaare gebildet, welche wechselseitig innerhalb von 20 Minuten ihre Fragen beantworteten. Nicht beantwortete Fragen wurden markiert.
SFoB: Strukturiertes Fragenstellen ohne Beantwortung, 28 Studenten:
(siehe SFB ohne Beantwortung)

Ergebnisse
Die Analyse und Auswertung der Messungen und Testresultate der Teilnehmer kommt gemäß Levin und Arnold zu folgenden Ergebnissen:
Strukturierte Fragestellung mit Beantwortung versus unstrukturierte

Fragestellung mit Beantwortung
Die Studie demonstriert, dass die SFB-Gruppe eine größere Bereitschaft zur Fragengenerierung – auch auf hohem Niveau – zeigte und bessere Lernerfolge erreichte als die UFB-Gruppe. Zudem ergaben sich im Hinblick auf die UFB Gruppe negative Ergebnisse bei Fakten- und Verständnisfragen, während die wissensstrukturbezogenen Fragen positiv mit dem späteren Testergebnis korrelieren. Die Auswertung der niedrigen Niveaustufen-Fragen der SFB-Gruppe lässt keine Zusammenhänge zwischen der Anzahl der gestellten Fragen und den Testergebnissen erkennen. Die kritischen Fragen dieser Gruppe führten indes zu positiven Testleistungen während die UFB-Gruppe hier signifikant schlechter abschnitt.

Strukturierte Fragestellung mit Beantwortung versus strukturierte Fragestellung ohne Beantwortung
Entgegen der Annahme von Levin und Arnold zu Beginn der Studie, dass positive Lerneffekte der Schüler durch gegenseitiges Beantworten der Fragen im Zuge der Untersuchung erkennbar werden würden, ergibt die Auswertung der Datenerhebung keine bedeutenden Unterschiede zwischen den beiden Gruppen.

Konklusion
Eine steigende Anzahl an generierten Fragen wirkt sich unabhängig von der Fragestellungsart bei Beantwortung positiv auf den Wissensstand und den Lernerfolg der Schüler aus, wobei Fragenbildung auf hohen Niveaustufen für die SFB-Gruppe einen Lernzuwachs bedeutete (vgl. Levin & Arnold 2008, S.141). Studenten der UFB-Gruppe, die wenig Fragen – wenn auch auf hohen Niveaustufen – stellten, erzielten ausnehmend schlechte Ergebnisse. „Eine stärkere Fragengenerierung führt also für die Gruppe UFB zu einem Verlustausgleich, nicht zu einem Lerngewinn“ (Levin & Arnold 2008, S. 141). Der größte Profit aus der Fragenbeantwortung von Studierenden wird in der Gruppe erzielt, die überwiegend kritische Fragen stellt (vgl. Levin & Arnold 2008, S.141).

Siehe dazu die 3R-Lernstrategie: Read-Recite-Review


Ruggeri, Sim & Xu (2017) haben untersucht, welche Fragestrategien Drei- bis Fünfjährige anwenden, um Informationen zu bekommen, die sie suchen, bzw. wann Kinder lernen, welche Art der Frage in welcher Situation den höheren Informationsgewinn verspricht. Frühere Studien haben gezeigt, dass sich die Fähigkeit, effektive Fragen zu stellen und die eigene Umgebung strategisch nach bestimmten Informationen zu erkunden, sich etwa ab dem Alter von vier Jahren bis ins Erwachsenenalter hinein entwickelt. So haben Grundschulkinder im Alter von sieben bis zehn Jahren oft noch Schwierigkeiten damit, sich effektive Fragen zu überlegen. Nun konnte man zeigen, dass Kinder schon im Alter von vier Jahren in einer spielerischen Situation aus zwei Fragen diejenige auswählen können, die mehr Informationsgewinn verspricht und somit effektiver ist. Voraussetzung dafür ist die kognitive Fähigkeit, einschätzen zu können, welche Frage eher zur gesuchten Antwort führt. Das legt den Schluss nahe, dass bereits Drei- und Vierjährige die Grundfähigkeit besitzen, erfolgreiche Fragestrategien zu entwickeln und die Frage zu finden, die in weniger Schritten zu einer Antwort führt.

Literatur

Levin, A. & Arnold, K.-H. (2008). Fragen stellen, um Antworten zu erhalten – oder Fragen generieren, um zu lernen? Zeitschrift für Pädagogische Psychologie, 22, 135 – 142.
Ruggeri, A., Sim, Z. L., & Xu, F. (2017). Why is Toma late to school again? Preschoolers identify the most informative questions. Developmental Psychology, 53, 1620–1632.



5 Gedanken zu „Fragenstellen und Lernen“

  1. Ein Kerzenhersteller weiß, daß er aus sechs Kerzenrestenwieder eine ganze neue Kerze herstellen kann. Er hat 600 Kerzenreste -wieviele neue Kerzen kann er daraus insgesamt erzeugen, wenn bei der Herstellung jeder Kerze ein neuer Rest übrigbleibt?

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