Zwar sind „lernen und „erlernen“ zwei sprachlich verwandte Begriffe, die sich jedoch in ihrer Bedeutung und Verwendung unterscheiden.
„Lernen“ bezieht sich auf den Prozess des Wissenserwerbs oder der Fähigkeitsentwicklung. Es umfasst den allgemeinen Vorgang, Informationen aufzunehmen, zu verstehen und zu speichern, sei es durch Beobachtung, Studium, praktische Erfahrung oder andere Methoden. Das Lernen kann sowohl bewusst als auch unbewusst stattfinden und bezieht sich auf die allgemeine Entwicklung von Wissen und Kompetenzen. „Lernen“ bezieht sich im Allgemeinen auf den Prozess des Wissenserwerbs oder das Aufnehmen neuer Informationen, es kann sich also auf das Studieren von Büchern, das Hören von Vorträgen oder das Beobachten von anderen beziehen. Zum Beispiel: „Ich lerne Englisch, indem ich Bücher lese und Filme schaue.“
„Erlernen“ hingegen bezieht sich spezifisch auf den Prozess des bewussten und aktiven Erlernens einer neuen Fähigkeit, Technik oder Disziplin, und beinhaltet die gezielte Anstrengung und das systematische Studium eines Themas, um ein bestimmtes Wissen oder eine bestimmte Fähigkeit zu erwerben. „Erlernen“ betont demnach den Aspekt des aktiven Erlernens oder das Beherrschen einer Fähigkeit, und bezieht sich dabei im Besonderen auf den Prozess des Übens und der Anwendung von Wissen, um eine bestimmte Fähigkeit zu entwickeln. Zum Beispiel: „Ich erlerne das Klavierspielen, indem ich täglich übe und Stücke spiele.“ Beim Erlernen wird meist ein strukturierter Ansatz verwendet, der sich auf die Schritte, Übungen oder Techniken konzentriert, die benötigt werden, um das gewünschte Wissen oder die Fähigkeit zu beherrschen.
Übrigens: Im Englischen gibt es keinen direkten Unterschied zwischen „lernen“ und „erlernen“, d. h., beide Begriffe werden synonym verwendet, um den Prozess des Wissenserwerbs oder das Erlernen neuer Fähigkeiten zu beschreiben.
Der Lernende
Erst baute ich auf Sand, dann baute ich auf Felsen.
Als der Felsen einstürzte
Baute ich auf nichts mehr.
Dann baute ich oftmals wieder
Auf Sand und Felsen, wie es kam, aber
Ich hatte gelernt.
Denen ich den Brief anvertraute
Die warfen ihn weg. Aber die ich nicht beachtete
Brachten ihn mir zurück.
Da habe ich gelernt.
Was ich auftrug, wurde nicht ausgerichtet.
Als ich hinkam, sah ich
Es war falsch gewesen. Das Richtige
War gemacht worden.
Davon habe ich gelernt.
Die Narben schmerzen
In der kalten Zeit.
Aber ich sage oft: nur das Grab
Lehrt mich nichts mehr.
Literatur
Brecht, Bertolt (2000). Der Lernende (S. 826). In Brecht, Bertolt: Die Gedichte. Frankfurt a.M.: Suhrkamp.