Da das Kurzzeitgedächtnis nur eine begrenzte Kapazität für das Speichern von Informationen hat, muss hier das Arbeitsgedächtnis aushelfen, um die sonst flüchtigen Informationen über einen längeren Zeitraum zu behalten und miteinander zu kombinieren. Wenn man etwa im Telefonbuch eine Nummer nachschlägt, dann muss man die Zahlenreihe beim Gang zum Telefon einige Male wiederholen, um die Nummer vollständig und richtig zu erinnern. Das dabei verwendete Arbeitsgedächtnis ist allerdings störanfällig, denn wenn man auf dem Gang zum Telefon angesprochen oder unterbrochen wird, ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dass man die Zahlen wieder vergisst. Das Arbeitsgedächtnis kann die Informationen aus dem Kurzzeitgedächtnis aber auch manipulieren und verändern, wenn etwa bei einer Rechenaufgabe verschiedene Teile einer Gleichung in einen Zusammenhang gebracht werden müssen. Das Arbeitsgedächtnis befähigt den Menschen auch zu einem Teil seiner intelligenten Leistungen, denn es gibt einen messbaren Zusammenhang mit der Fähigkeit zu logischem Denken. Bei einem Blackout sind alle Erinnerungen für eine kurze Zeit wie ausgelöscht, wobei dieses Phänomen des Arbeitsgedächtnisses in Stresssituationen auftritt, was in der Regel an den Stresshormonen Adrenalin, Noradrenalin und Cortisol liegt, die das Arbeitsgedächtnis blockieren. Lässt die Anspannung nach, dann kehren auch die Erinnerungen meist wieder zurück. Das Arbeitsgedächtnis ist auch für Lernprozesse wichtig, wobei etwa Kinder mit Schwächen im Arbeitsgedächtnis Probleme haben, gute schulische Leistungen zu zeigen. Studien konnten belegen, dass ein intensives Training das Arbeitsgedächtnis in einem bestimmten Rahmen verbessern kann, wobei man in solchen Trainings regelmäßig an die Belastungsgrenzen gehen muss.
Nach Walshe et al. (2019) hängt es mit der Entwicklung des Gehirns, im speziellen des Arbeitsgedächtnisses zusammen, dass jugendliche Fahrer die höchste Rate an Kraftfahrzeugunfällen haben. Je schlechter das Arbeitsgedächtnis, das für das Gefahrenbewusstsein entscheidend ist, bei unter 20-Jährigen entwickelt ist, desto häufiger habenen sie Autounfälle, und zwar unabhängig davon, wie risikofreudig sie fahren.
Literatur
Walshe, Elizabeth A., Winston, Flaura K., Betancourt, Laura M., Khurana, Atika, Arena, Kristin & Romer, Daniel (2019). Working Memory Development and Motor Vehicle Crashes in Young Drivers. JAMA Network Open, :10.1001/jamanetworkopen.2019.11421.