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Die Bedeutung der Wissenskonsolidierung für das Lernen

Sprache lernen im Vorübergehen! Lernposter

Der unzureichende Erhalt von bereits erworbenem Wissen stellt eine doppelte Belastung für den Lernprozess dar. Einerseits führt der rasche Verlust dieses Wissens dazu, dass der anfängliche Lernaufwand vergeblich ist, da das Wissen nach kurzer Zeit nicht mehr oder nur noch bruchstückhaft abrufbar ist. Andererseits erschwert dieser Mangel an verfügbarem Vorwissen den Erwerb von neuem Wissen, das auf den vorherigen Kenntnissen aufbaut. Insbesondere im schulischen und anderen Bildungskontexten ist die langfristige Verfügbarkeit von Wissen essenziell, da es in späteren Lernsituationen als notwendiges Fundament dient.

Obwohl ein umfangreiches Vorwissen nicht automatisch zu einem größeren Wissenszuwachs führt, belegt die experimentelle Lernforschung deutlich, dass passendes Vorwissen das Lernen maßgeblich unterstützen kann. Dieses passende Vorwissen ermöglicht es Lernenden, sogenannte generative Lernstrategien anzuwenden. Dazu gehören beispielsweise das Strukturieren von Lernmaterialien, um einen roten Faden zu erkennen, und das Elaborieren, also das Entwickeln eigener Beispiele. Diese Strategien tragen signifikant zu einem tieferen und nachhaltigeren Wissenserwerb bei.

Um dem Vergessen und seinen negativen Auswirkungen auf den Wissenserwerb entgegenzuwirken, sind gezielte Übungsmaßnahmen zur Festigung des Wissens unerlässlich. Ein Gedächtnisforscher betonte bereits vor Jahrzehnten, dass der Erhalt unseres Wissens aktive Übung erfordert und Lernen als ein kontinuierlicher Kreislauf aus Wissenserwerb, Vergessen und Wiederaneignung verstanden werden sollte. Auch etablierte Theorien zum Erwerb kognitiver Fähigkeiten berücksichtigen die Bedeutung des Übens, wenn auch nicht immer primär zur reinen Konsolidierung. So beschreibt beispielsweise Van Lehns Rahmenmodell verschiedene Phasen des Kompetenzerwerbs, in denen das Üben in der späten Phase zur Effizienzsteigerung und zur Festigung von Problemlösestrategien im Gedächtnis beiträgt, was wiederum den Abruf und somit den Erhalt des Wissens fördert.

Im Bereich des selbstgesteuerten Lernens, bei dem Lernende ihre Lernprozesse weitgehend selbstständig gestalten, wird die Übung zur Wissenskonsolidierung explizit hervorgehoben. Lernpsychologen weisen darauf hin, dass effektive Selbstlerner nach der Aneignung neuen Wissens aktiv Maßnahmen ergreifen müssen, um dieses Wissen zu erhalten, und schlagen den Abruf aus dem Gedächtnis als wirksame Strategie vor, sodass auch die Taxonomie lernbezogener Informationsverarbeitung die „Stärkung“ von Wissen als zentrale Funktion zur Erhöhung der Verfügbarkeit betont.

Die Betrachtung verschiedener Theorien und Modelle verdeutlicht zweierlei: Erstens existieren unterschiedliche Auffassungen von Üben, die sich im primären Ziel (Verfeinerung vs. Konsolidierung) unterscheiden. Der Fokus liegt hier auf der Konsolidierung. Zweitens ist die Erkenntnis, dass erfolgreiches Lernen Maßnahmen zur Wissenskonsolidierung erfordert, nicht neu. Dennoch scheint es wichtig, die Aufmerksamkeit der Lernforschung und Lehrenden verstärkt auf dieses Thema zu lenken. Aktuelle instruktionale Maßnahmen konzentrieren sich oft auf den Erwerb neuen Wissens, während die Konsolidierung tendenziell weniger Beachtung findet. Angesichts begrenzter Zeitressourcen im Unterricht wird die Übung zur Wissenskonsolidierung möglicherweise nicht im optimalen Umfang integriert.




Siehe dazu auch
die zahlreichen falschen Lerntipps,
die im Internet kursieren!


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