Wird die individuell erforderliche Schlafdauer mit dem Nachtschlaf nicht erreicht, etwa durch Schlafstörungen, spätes Hinlegen oder frühes Wecken, kann durch einen Mittagsschlaf die Gesamtschlafdauer dennoch erreicht werden. Ein Mittagsschlaf wirkt sich positiv auf das deklarative Gedächtnis, wobei insbesondere jene Kinder profitieren, die regelmäßig mittags schlafen, denn der zusätzliche Schlaf kann ihnen helfen, das am Vormittag Gelernte im Gedächtnis zu speichern und später wieder abzurufen. Vor allem Kinder mit einem späten zirkadianen Typ können von einem Mittagsschlaf profitieren, wobei dieser Abendtypussich sich bei einem Zehnter der Kinder im Alter von 4 bis 6 Jahren findet, die deutlich spätere Zubettgeh- und Einschlafzeiten haben. Die Zeit, zu der sie vollständig wach sind, ist ebenfalls deutlich später, d. h., sie brauchen signifikant länger zum Einschlafen und zum vollständigen Wachwerden. Durch den Mittagsschlaf können diese Kinder die erforderliche Gesamtschlafdauer erreichen.
Allerdings kann der Mittagsschlaf auch unerwünschte Effekte haben, wobei die Dauer des Mittagsschlafs mit einer späteren Zubettgehzeit, einer längeren Einschlaflatenz und einer geringeren nächtlichen Schlafdauer einhergeht. Kinder, die in diesem Alter einen längeren Mittagsschlaf (60 Minuten und mehr) machen, haben signifikant mehr Einschlafprobleme, haben häufiger das Gefühl nicht ausreichend Nachtschlaf zu bekommen und zeigen eine schlechtere Stimmung beim Aufstehen am Morgen. Dies weist darauf hin, dass der Mittagsschlaf in diesem Fall nicht die Folge eines verkürzten Schlafes, sondern die Ursache für die nachfolgenden Schlafprobleme ist. Ein weiterer unerwünschter Effekt des Mittagsschlafes ist die mögliche Schlaftrunkenheit, also das Gefühl nach dem Schlaf nicht vollständig wach und weniger leistungsfähig zu sein. Dieses Gefühl wird meist durch das Aufwachen aus dem Tiefschlaf bedingt. Diese Problematik liegt vermutlich daran, dass sich der Mittagsschlaf qualitativ vom Nachtschlaf unterscheidet, denn im Mittagsschlaf tritt deutlich weniger bzw. kaum REM-Schlaf auf. Das Vermögen, während des Tages ihre Konzentration ohne Mittagsschlaf aufrecht zu erhalten, entwickelt sich bei einigen Kindern früher und bei anderen Kindern später, so dass eine Beendigung des Mittagsschlafes einen Meilenstein in der Entwicklung des Kindes bedeutet. Zeichen, dass ein Kind keinen Mittagsschlaf mehr braucht, sind fehlendes oder stark verspätetes Einschlafen bei adäquater Gelegenheit zum Mittagsschlaf, keine Müdigkeit oder Verhaltensauffälligkeiten, wenn sie keinen Mittagsschlaf hatten.
Literatur
Kurdziel, L., Duclos, K., & Spencer, R. M. (2013). Sleep spindles in midday naps enhance learning in preschool children. Proceedings of the National Academy of Sciences of the United States of America, 110, 17267–17272.
https://www.dgsm.de/downloads/dgsm/arbeitsgruppen/paediatrie/Mittagsschlaf%20Empfehlungspapier%20final.pdf (19-11-21)