- Kinder wollen lernen, sie sind wissbegierig. Daher sollten Eltern von Anfang an die Lust am Lernen und am Neuen anfeuern. Die Hirnforschung zeigt aber deutlich, dass äußere Anreize – also etwa Belohnungen – bei weitem nicht so wirksam sind wie die inneren Motivatoren. Nicht um des Geldes und der Ehre willen leisten Kinder und Erwachsene oft nahezu Unglaubliches: Sie tun es vor allem, weil sie es wollen.
- Belohnungen für gute Noten sollten die Ausnahme bleiben. Besser wäre es, dem Kind mal mit einem Ausflug oder einem Kinobesuch eine Freude zu machen. Wichtig ist in jedem Fall, die Belohnungen zu variieren, darauf spricht das Gehirn besonders an. Und ganz wichtig ist es generell, den Kindern das Gefühl zu geben, dass die Eltern ihre Leistungen auch anerkennen.
- Es ist aber ein Mythos, dass Musikhören dauerhaft die Intelligenz von Kindern steigert. Allerdings hat eigenes Musizieren sehr wohl bleibenden positiven Einfluss auf die Intelligenz. Man vermutet, dass Verschaltungen zwischen den beiden Großhirn-Hemisphären durch das Musikmachen besonders effektiv ausgebildet werden und Musizieren ein riesiges Trainingsprogramm für das Gehirn darstellt.
- Auch sprachliche Kompetenz ist entscheidend für den Schulerfolg. Kinder lesen dann viel und gut, wenn die Eltern ihnen regelmäßig vorlesen. Außerdem haben Untersuchungen gezeigt, dass Kinder umso besser sprechen konnten und in IQ-Tests höhere Ergebnisse erzielten, je häufiger die Eltern mit ihnen sprachen. Eltern, die Negativaussagen und Verbote auf ein Minimum beschränkten und durch eine positive Reaktion häufig auf die Äußerungen ihrer Kinder eingingen, förderten ihre Sprachkompetenz am besten.
Timothy A. Keller & Dr. Marcel Just (Carnegie Mellon Universität in Pittsburgh) untersuchten die Gehirne von Kindern zwischen acht und zehn Jahren mit mangelhaften Lesefertigkeiten vor und nach einem intensiven Lesetraining von 100 Stunden, wobei die Kinder u.a. immer wieder das Lesen von Wörtern und Sätzen übten. Dieses Training verbessert nach ihren Ergebnissen aber nicht nur die Lesefähigkeiten der Kinder, sondern es waren in Korrelation zur Steigerung der Lesekompetenz auch in der weißen Gehirnsubstanz deutliche Umstrukturierungen zu erkennen. Beim Lesen identifizieren bestimmte Gehirnbereiche Buchstaben, andere müssen den bekannten Wortschatz und die Grammatik zur Verfügung stellen und wieder andere Areale sind dafür zuständig, die Bedeutung zu interpretieren. Daher ist die weiße Substanz mit ihrer Fähigkeit, Verbindungen herzustellen, so bedeutsam für die Lesefähigkeit, wobei bereits kleine Veränderungen in der weißen Substanz zu einer deutlichen Verbesserung auch anderer kognitiven Leistungen führen. Solche Trainingseffekte waren schon bisher für das Erlernen neuer Fähigkeiten wie Jonglieren oder Spielen eines Musikinstruments nachgewiesen worden. - Um gezielt lernen und arbeiten zu können, braucht ein Schüler einen festen Arbeitsplatz. Freizeit- und Arbeitsbereich sollten voneinander getrennt werden. Deshalb empfiehlt es sich nicht, die Hausaufgaben am Küchentisch zu erledigen oder am Arbeitsplatz zu essen. Ein Schulkind braucht nicht unbedingt ein eigenes Zimmer, aber es sollte einen eigenen Arbeitsplatz haben. Laute Musik oder ein laufender Fernseher erschwert die Konzentration. 15 Minuten vor Beginn der Hausaufgaben die Fenster öffnen.
- Feste Zeiten erleichtern den Start für die Hausaufgaben. In der Regel ist es günstig, nach einer ausreichenden Pause nach dem Mittagessen zu beginnen. Idealerweise sollte ein Kind, das gegen 14 Uhr aus der Schule kommt, also gegen 15 Uhr nach einem nicht allzu fetten Mittagessen mit den Aufgaben beginnen. Aber: Einige Kinder sind tatsächlich abends aufnahmefähiger. Deshalb sollten Eltern immer den individuellen Rhythmus beobachten.
Einige ältere Studien weisen auf die nachteilige Wirkung eines erhöhten Fernsehkonsums auf die Lesefähigkeit von Kindern hin, wobei die beliebten Schwellenwertmodelle, die davon ausgehen, dass sich negative Zusammenhänge zwischen Fernsehkonsum und Leseleistung erst ab einer erhöhten Nutzungsdauer von mehr als drei Stunden nachweisen lassen, kaum zutreffen dürften. Sowohl für den Fernsehkonsum als auch für die Dauer der Computernutzung finden sich in neueren Studien eher Belege für die Gültigkeit der Verdrängungshypothese, die davon ausgeht, dass die neuen Medien die außerschulischen Leseaktivitäten verdrängen und nur die daraus resultierende geringere Übungsmöglichkeit einen negativen Effekt auf die Entwicklung der Lesefähigkeit hat. Die negativen Zusammenhänge zwischen Fernsehnutzung und Lesefähigkeit werden vor allem in der öffentlichen Diskussion oft ungeprüft auf die Medien Computer und Videospiele übertragen, obwohl empirische Belege für einen tatsächlichen negativen Zusammenhang zwischen Lesefähigkeit und Dauer der Nutzung dieser Medien nur vereinzelt vorliegen (vgl. Stangl, 2019).
Literatur
Stangl, W. (2019, 9. März). visual literacy. Online Lexikon für Psychologie und Pädagogik.
Ausschnitte aus einem Interview von Andrea Huber mit Martin Korte in der Berliner Morgenpost vom 15.9.2009.
Lesen verbessert den „Datenaustausch“ im Gehirn.
WWW: http://www.kinderaerzte-im-netz.de/ (10-02-06)