Aus einer Werbemail: „Von der Loci-Technik weiß man, dass sie bereits von den alten Griechen benutzt wurde, um ihr Gedächtnis zu Spitzenleistungen zu bewegen. Grundsätzlich gilt, dass das Ultrakurzzeitgedächtnis (der „Eingang“ zum Gedächtnis) des Menschen lediglich sechs bis acht voneinander unabhängige Information auf einmal behält. Überzähliges wird meist schnell als „überflüssiger Müll“ entsorgt. Die Loci-Technik funktioniert nun wie eine Art „Tuning“ für das Gedächtnis, indem sie die Speicherkapazität rasant erhöht und zudem die gelernten Informationen direkt im Langzeitgedächtnis abspeichert.“
Selten soviel Unsinn gelesen, denn die Loci-Technik diente nicht für Spitzenleistungen der alten Griechen, sondern schlicht als Methode von Rednern, sich die wichtigsten Punkte einer geplanten Rede zu merken – wobei der Ursprung der Methode in Zusammenhang mit einer Katastrophe berichtet wird. Auch entsorgt das Ultrakurzzeitgedächtnis – der Mensch besitzt davon einige! – keinen Müll, sondern dient als sensorischer Speicher für noch uncodierte Informationen, wobei diese durchschnittlich sieben unabhängigen Inhalte nicht dort sondern im Arbeitsgedächtnis bereitgehalten werden. Und schließlich kommt die Information natürlich nicht direkt in das Langzeitgedächtnis, sondern muss erst durch Codierung in einen Kurzzeitspeicher übergeführt werden. Auch wird die Speicherkapazität natürlich nicht rasant erhöht, sondern die Technik beruht allein darauf, dass durch Assoziationen der neuen Inhalte mit einem bereits gelernten Muster deren Wiedererkennungswert erhöht wird.
Für das praktische Lernen in der Schule oder an der Uni ist diese Technik völlig ungeeignet, denn der Aufwand, unzählige Routen zu erlernen und bereitzuhalten, um sich damit dann den alltäglichen Lernstoff für eine Prüfung einzuprägen, steht in keinem Verhältnis zum Ertrag. Und das von Gedächtnisgurus gerne demonstrierte Einprägen von Präsidenten der USA oder gar das völlig sinnentleerte Ersparen des Einkaufszettels mag Laien erstaunen, doch es ist mir noch kein Lernender untergekommen, der sich seinen Lernstoff allein mit dieser Wundermethode angeeignet hätte.