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Lernen mit Texten und Bildern

Der Vorteil, der sich beim Lernen mit Bildern und Texten durch auditiver anstatt visueller Darbietung ergibt nennt man Modalitätseffekt. Mayer und Moreneo (1998) führten ein Experiment zum Nachweis dieses Effektes durch, indem sie einen kurzen Text akustisch, zeitgleich mit einem Bild darboten. Bei der Präsentation des Textes in visueller Form war dieser in das Bild integriert. Die Überprüfung des Wissens erfolgte durch Wiedergabeaufforderung und durch Transferaufgaben. Das Ergebnis lautete, dass die Lernleistung bei auditiver Präsentation besser war. Ursachen für dieses Ergebnis sind laut Mayer und Moreno:

  • Split-Attention-Annahme: Das Wahrnehmungssystem ermöglicht die gleichzeitige Aufnahme von Text und Bild bei auditiver Darstellung des Textes (vgl. Mayer & Moreno 1998, zit. nach Rummer & Fürstenberg & Schweppe S.37-38).
  • Modalitätsannahme: Bei visueller Vorführung wirkt Bild und Text entgegen dieselbe Arbeitsgedächtnisressource, da beide das visuelle räumliche Subsystem benützen. Dies beeinflusst die Lernkapazität im negativen Sinn (vgl. Mayer 2001,2007, zit. nach Rummer & Fürstenberg & Schweppe S.38-39).

Es ist jedoch in Frage zu stellen, ob die Modalitätsannahme der Wahrheit entspricht, da laut Baddeley (z.B. 1986,1999) der visuell präsentierte Text von sensorischen Registern (Zwischenspeicher, nicht zum Arbeitsgedächtnis gehörend) in die phonologische Schleife (dort werden die auditiven Texte verarbeitet) übertragen werden, das visuell räumliche Subsystem wird also nicht belastet (vgl. Baddeley 1986, 1999, zit. nach Rummer & Fürstenberg & Schweppe S.39).
Der Modalitätseffekt sollt also nur auf der Basis der Split-Attention-Annahme erklärt werden, da der Vorteil nicht direkt von der Darbietungsart des Testes abhängt sondern von der zeitgleiche Präsentation. Es herrscht Uneinigkeit ob dieser Vorteil verschwindet, wenn Text und Bild nicht gleichzeitig präsentiert werden, da noch zu wenige Untersuchungen zu diesem Thema durchgeführt wurden.


Recency-Effekt

Dies bezeichnet den Vorteil des Lernens einer Liste aus Buchstaben/Zahlen bei auditiver Darbietung für das letzte Zeichen. Grund dafür ist, dass visuell-sensorische Repräsentationen schnell zerfallen, akustisch-sensorische Repräsentationen jedoch solange bestehen, bis sie durch nachfolgende akustische Reize überschrieben werden. Dieser Vorteil wirkt sich ebenso beim Satzbehalten aus. Hierbei beschränkt sich der Vorteil auf das letzte Wort eines Satzes. Bei Ein-Satz-Texten müsste dadurch das Behalten des gesamten Satzes unterstützt werden (vgl. Rummer & Fürstenberg & Schweppe 2008, S. 37-45).

Experiment
Ziel dieses Experimentes ist es zu veranschaulichen, dass der Recency-Effekt bei längeren Texten sich nur auf den letzt genannten Satz begrenzt. Es wurden Texte (4 Aussagen die gezeigten Sternbilder betreffend) entweder auditiv oder visuell Studenten dargeboten, danach sahen sie am Bildschirm ein Pseudo-Sternbild. Darauf folgend wurden sie die Aussagen (in anderer Reihenfolge) abgefragt, zudem mussten sie das Sternbild zeichnen. Nachfolgend wurde ein neuer Durchgang gestartet.
Bei der Bildrekonstruktion ergab sich kein Unterschied auf Grund der Präsentationsweise des Textes. In Bezug auf die Korrektheit der Aussagen ließ sich, wie erwartet, nur für den letzten Satz ein Vorteil für die auditive Wiedergabe erkennen. Für die mittleren Positionen ergab sich sogar eher ein Vorteil für die visuelle Darbietung. Dies widerlegt die Modalitätsannahme von Mayer (2001), dass es einen generellen Vorteil für auditive Darbietung gibt. Weiters beweist dies, dass der Modalitätseffekt bei aufeinander folgender Darbietung auf dem Recency-Effekt und nicht auf einer Überlastung des visuell-räumlichen Subsystems beruht.
Bei diesem Experiment wurde vorerst nur die Theorie geprüft, jedoch noch nicht die Reichweite in der Praxis (vgl. Rummer & Fürstenberg & Schweppe 2008, S. 37-45).

In der Praxis ist es selten, dass Text und Bild nacheinander gezeigt werden, es gäbe jedoch einen Vorteil bei kurzen Texten. Meist werden Text und Bild zeitgleich präsentiert. Hierbei treten der Recency-Effekt und der Modalitätseffekt auch bei längeren Texten ein. Besonders ausgeprägt sind diese bei kurzen Texten und wenn diese inhaltlich aufeinander Bezug nehmen (vgl. Rummer & Fürstenberg & Schweppe 2008, S. 37-45).

Verwendete Literatur
Rummer, R. & Fürstenberg, A. & Schweppe, J. (2008). Lernen mit Texten und Bildern Zeitschrift für Pädagogoische Psychologie, 22, 37-45.



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