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Neuronalen Mechanismen des kindlichen Handlungslernens

Schon früh erwerben menschliche Säuglinge durch Beobachtung und Nachahmung neuartige Handlungen. Köster et al. (2020) haben die neuronalen Mechanismen, die dem kindlichen Handlungslernen zugrunde liegen, untersucht. Dabei wurden die Beurteilung der neuronalen Prozesse von Säuglingen während der Beobachtung von neuartigen Handlungen an Objekten (z. B. das Bewegen einer Massagerolle über die Hand) und deren anschließende Imitation dieser Handlungen verglichen, wobei sich zeigte, dass die Aktivität des Spiegelneuronensystems im motorischen Cortex während der Handlungsbeobachtung und der vorhergesagten Handlungsimitation bei Kindern im 20. Monat zunahm. Bei Kindern im 10. Monat, die die Handlungen anderer noch nicht zuverlässig imitierten, zeigte sich jedoch ebenfalls ein sehr ähnliches neuronales Aktivitätsmuster während der Handlungsbeobachtung. Das Vorhandensein oder das Fehlen kommunikativer Signale hatte weder Einfluss auf die neuronale Verarbeitung der Säuglinge noch auf ihr späteres Imitationsverhalten. Diese Studie liefert erste Hinweise auf neuronale Prozesse im motorischen Cortex, die es Säuglingen ermöglichen, transitive Handlungen von anderen zu erlernen. d. h., sie lernen eine Handlung, selbst wenn sie noch nicht in der Lage sind, die Bewegung selber auch auszuführen.



Literatur

Köster, Moritz, Langeloh, Miriam, Kliesch, Christian, Kanngiesser, Patricia & Hoehl, Stefanie (2020). Motor cortex activity during action observation predicts subsequent action imitation in human infants. NeuroImage, 218, doi:10.1016/j.neuroimage.2020.116958.