Stefan Pinter – im Beruf coacht er Führungskräfte in Wirtschaft, Wissenschaft und Politik – beobachtete seinem zweieinhalbjährigen Sohn bei dessen Aktivitäten, denn er wollte verstehen, warum er tut, was er tut. er entdeckte dabei einige grundlegenden Merkmale kindlichen Lernens, die er in neun „Prinzipien des kinderleichten Lernens“ zusammenfasst, die ich hier allgemein formuliere:
„Ich versuche alles. Und ich mache zunächst einmal alles allein.“ Für diese Autonomie kämpft ein Kind wie ein Löwe und verteidigt sie lautstark „Du nicht. Ich mach das.“
„Ich gebe nicht auf.“ Wenn etwas nicht geht, probiert ein Kind es gleich noch einmal. Und noch einmal. Und noch einmal. Und dann auf eine andere Weise. Und dann auf eine dritte Art. Wenn es dann immer noch nicht klappt, wird lautstark Hilfe eingefordert. Im Fokus steht das Ergebnis, der Erfolg.
„Ich tue alles, als wäre es das erste Mal.“ Ein Kind kennt keine Langeweile, seine Konzentration erschöpft sich nicht, bis er erschöpft ist.
„Ich ignoriere warnende Worte.“ Regeln und Ermahnungen halten ein Kind nur vom Lernen ab. Ohne Risiko kein Fortschritt. Daher ignoriert ein Kind Warnungen erst einmal nimmt sie und nur als Hintergrundrauschen zur Kenntnis. Erst ab einer gewissen Lautstärke und Permanenz richtet ein Kind die Aufmerksamkeit widerstrebend darauf und entscheidet erst dann, ob er sich darauf einlässt.
„Ich plane nie …“ Ein Kind hat keine Zeitperspektive außer dem Hier und Jetzt. Alles probiert es sofort aus. Alles kann eine Lernquelle sein: ein Gummi, das ein Armband sein kann. Flaschen, die gerollt werden. Stühle, die ein prima Kletterhindernis sind. Alle Objekte, die (noch) unbekannt sind. Planung trübt da nur den Blick für die Gelegenheit.
„… und gehe doch nicht planlos vor.“ Obschon ohne Plan, ist das Tun eines Kindes nicht ohne Struktur. Präzise wie bei einer Versuchsanordnung wiederholt ein Kind, was es noch nicht kann. Ein Buch wird so lange gelesen, bis das Kind es durchdrungen hat. Ein Lied wird so lange gesungen, bis das Kind es kann. Das Trial-and-Error-Verfahren ist so diszipliniert wie bei einem Wissenschaftler.
„Ich lerne in der Bewegung und durch Anfassen.“ So wie Liebe durch den Magen geht, geht das Lernen eins Kindes durch Beine und Hände. Ein Kind begreift die Welt, indem es sie mit Händen greift und mit Füßen durchmisst. Lernen ist bei einem Kind keine Denkarbeit, sondern eine sinnliche Erfahrung.
„Mit Spaß lernt es sich leichter.“ Andere, vor allem altkluge Eltern, dürfen nicht helfen – außer beim gemeinsamen Spiel. Da können selbst Eltern den Lernfortschritt nicht gefährden, weil sie sich dann nicht mehr so wichtig nehmen. Also nutzt ein Kind jede Gelegenheit, um Spiel- und Spaßangebote zu machen.
„Ich feiere meine Erfolge.“ So wie ein Kind alles für sein Projekt gibt, so feiert es sich auch: ausgelassen, im Moment, Freude pur. Es hat es sich verdient.
Quelle: http://www.zeitzuleben.de/27814-kinderleicht-lernen/ (14-04-13)