Wer keine üblen Gewohnheiten hat, hat wahrscheinlich auch keine Persönlichkeit.
William Faulkner
Man kann die Welt oder sich selbst ändern. Das Zweite ist schwieriger.
Mark Twain
Neben nützlichen Routinen entwickeln Menschen auch solche Gewohnheiten, die sie lieber wieder loswerden möchten, etwa in der Nase zu bohren, Fingernägel zu kauen, Haare zu drehen oder am mit dem Stuhl zu schaukeln. Alle diese Gewohnheiten sind gelernt, doch es ist nicht so leicht, diese wieder zu verlernen, was daran liegt, dass das Gehirn von sich aus nicht zwischen guten und schlechten Gewohnheiten unterscheiden kann. Gelernt ist eben gelernt.
Nichts ist so beständig wie eine Gewohnheit, denn eine solche loszuwerden ist äußerst schwierig, denn auch wenn man äußerst willensstist, wenn man eine Routine umstellen will, legt man sich mit dem härtesten Gegner an, den das Gehirn zu bieten hat: den Basalganglien tief in unserer Hirnstruktur, die das gewohnheitsmäßiges Handeln steuern. Das Gehirn hält aus diesem Grund lieber an dem fest, was sich einmal bewährt hat, und was sich bewährt hat, wird eben wiederholt, sodass sich die neuronalen Verbindungen immer mehr verstärken. Allmählich werden solche Gewohnheiten immer mehr vom Unbewussten gesteuert. Um aus diesen Gewohnheiten auszubrechen, also diese zu verlernen, braucht es daher Zeit, Ruhe und vor allem das Bewusstsein, solche unerwünschten Gewohnheiten wieder loszuwerden. Eine Möglichkeit ist es, den Auslösereiz mit anderen erwünschten Verhaltensweisen zu verknüpfen, d. h., dem Gehirn neue Möglichkeiten anzubieten, um die alten Verknüpfungen im Gehirn zu ersetzen. Oft hilft es auch, die auslösenden Situationen zu vermeiden und das Umfeld zu verändern.
Es macht einen Unterschied, ob ich mir ein Verhalten angewöhnen oder abgewöhnen will. Das eine ist das Neu-Lernen, das andere das Verlernen. Wir müssen gucken: Was aktiviert das Belohnungszentrum im Gehirn? Das machen Sachen die uns guttun, die angenehm sind. Und die gewöhnen wir uns gerne an. Auch so Angewohnheiten wie das Feierabendbierchen, das Chipsessen etc. – das aktiviert massiv unser Belohnungssystem! Und deshalb ist es schwer dagegen etwas zu setzen. Denn dann müssten wir auf dieses belohnende Gefühl im Gehirn verzichten. Wenn man also was dagegen machen will, muss man es ersetzen, durch irgendeine andere Handlung. Aber Sachen nur weglassen – also wenn etwas wegfällt, was ich gerne hätte – das ist dann eher frustrierend für mich.
Eva Kischkel
Übrigens: Nach einer Studie des University College in London dauert es durchschnittlich 66 Tage, bis sich eine neue Gewohnheit oder ein neues Verhaltensmuster etabliert hat.
Aus der Praxis: Wie kann man sein Lernverhalten und seine Gewohnheiten ändern?
Literatur
Stangl, W. (2018). Stichwort: ‚Gewohnheit‘. Online Lexikon für Psychologie und Pädagogik.
WWW: https://lexikon.stangl.eu/6140/gewohnheit/ (2010-02-03)