Katrin Hille, die Forschungsleiterin des Transferzentrums für Neurowissenschaften und Lernen am Universitätsklinikum Ulm möchte mit Hilfe der Lehrer in den Schulen ,,Leuchttürme“ errichten, die auf die ganze Bildungslandschaft ausstrahlen. Ihrer Meinung nach gelangten Forschungs-Erkenntnisse der Pädagogik, der Didaktik oder der Hirnforschung viel zu selten und zu spät in die Praxis, weshalb sie sechs Knackpunkte entwickelt hat, die nach ihren Erkenntnissen das Lernen bestimmen:
Lernen ist ein aktiver Prozess, denn wer nur zuhört, lernt nicht viel. Menschen lernen am besten durch Tun. Außerdem lernen wir unbewusst, was manchem Lehrer nicht klar sei; wenn er die Liebe predige, lernten Kinder vielleicht zu predigen, aber nicht zu lieben. Gefühle können den Lernprozess stören, zum Beispiel Angst – sie können ihn aber auch befördern; immer dann lernten wir besonders intensiv. Alle drei Probleme haben mit der Lernintensität zu tun. Die Verarbeitungstiefe hat es noch nicht in die Schule geschafft, denn es ist in der Forschung seit über vierzig Jahren bekannt, dass man dadurch mehr in der gleichen Zeit lernt. Je intensiver wir uns mit etwas beschäftigten, umso tiefer lernen wir – wer beim Lernen nachdenke, weiß am meisten. Dafür ist die Motivation wichtig: Unser Gehirn berechnet im Voraus, was passiert. Trifft es nicht ein, lernen wir entweder nichts oder unerwartet viel. Deshalb muss guter Unterricht immer positive Überraschungen bieten. Außerdem sind Vorbilder für die Lernmotivation viel wichtiger als Zuckerbrot und Peitsche. Es ist furchtbar schwierig, länger als eine Stunde an einem Ort aufmerksam zu sein, denn Lernen ist räumlich und zeitlich begrenzt. Diese Erkenntnisse könnten die Schulen entscheidend verbessern, denn vor allem wünschten sich Kinder, dass sie eingebunden werden, sich kompetent fühlen und in einer vorgegebenen Struktur autonom handeln dürfen.
Quelle: http://www.echo-online.de/suedhessen/darmstadt/-Die-Grundfesten-des-Bildungssystems-sind-falsch;art1231,759626,C (10-03-24)