Im Internet finden sich immer wieder sogenannte Lerntipps, die aus psychologischer Sicht völlig sinnlos sind, da sie die Funktionsweise des menschlichen Gedächtnisses außer Acht lassen. So fand sich etwa auf einer hier nicht näher benannten Seite unter dem Titel „Schreiben – Schreiben – Schreiben“ folgender Tipp zum Lernen:
Wie bereits beim Beitrag über Mindmaps hilft viel Schreiben beim Auswendiglernen. Dabei nimmst du dir weißes Kopierpapier und schreibst es einfach von oben bis unten mit den zu lernenden Inhalten voll. Schreibe zum Beispiel Definitionen so oft hintereinander auf, bis du sie beherrscht. Hier kommen wieder die Karteikarten ins Spiel: Wenn du einen Inhalt auf deiner Karteikarte so oft geschrieben hast, bist du ihn auswendig weißt, kannst du mit Karteikarten ganz leicht unterwegs Themen und Inhalte mündlich oder gedanklich wiederholen. Aber auch beim Schreiben gilt: Wenn du nach einigen Wiederholungen eine Definition kannst, solltest du diese später am Tag sowie einige Tage später erneut schriftlich wiederholen, um diese im Arbeitsgedächtnis zu behalten und einen Langzeiteffekt zu erreichen.
Ganz abgesehen vom Zeitaufwand, den dieser Lerntipp erfordert, und von der Tatsache, dass Auswendiglernen keine sinnvolle Lernmethode darstellt, werden auch noch Mindmaps und Karteikarten in einen Topf geworfen, die ebenfalls völlig ungeeignet sind, einen Lernstoff zu erlernen. Auswendiglernen macht nur in den seltensten Fällen Sinn, vielmehr sollte Lernen immer darauf abgestellt sein, einen Lernstoff zu verstehen und diesen dann langfristig im Gedächtnis zu behalten. Für den Fall der Fälle – wenn einmal ein bestimmter Wortlaut tatsächlich exakt eingeprägt werden muss – siehe unsere Tipps zum Auswendiglernen und Gedichte zeitgesteuert auswendig lernen.
Siehe dazu auch
- Falsche Lernstrategie Nummer 1: Wiederholtes Lesen
- Falsche Lernstrategie Nummer 2: Markieren mit dem Textmarker
- Falsche Lernstrategie Nummer 3: Perfekt lernen wollen.