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Mit Lernen lernen wird die Fähigkeit, immer wieder neu lernen müssen, betont, aus dem sich lebenslanges Lernen als ständiges Dazulernen entwickelt. Lernen lernen umschreibt einen metakognitiven Prozess, bei dem sich der Lernende zunehmend Wissen über seine eigenen Lern- und Denkprozesse und die Kontrollstrategien, die zu deren Steuerung notwendig sind, aneignet. Das bedeutet, dass ein Lernender, der erfolgreich lernen will, zielorientiert über ein ausreichendes Maß an Leistungsmotivation, Volition, Neugier und kognitive wie metakognitive Lernstrategien verfügen sollte. Dazu sollte er in der Lage sein, die eigenen Lernbedürfnisse bzw. Lerndefizite festzustellen, die notwendigen Lernziele zu erkennen, das geeignete Lernangebot selbst auszuwählen, das die Defizite ausgleichen kann, die Lernzeit und die Lernmedien selbst festzulegen. Darüber hinauf muss er Lernende über Lerntechniken verfügen, die er seinem Lernweg kontinuierlich anpasst und er muss auch in der Lage sein, den Lernprozess selbst zu kontrollieren, zu bewerten und mit der Zielerreichung abzuschließen (vgl. Pieter, 2004).
Bildungspolitisch meint der Begriff des Lernenlernens jenes lebenslange Lernen, das früher meist als Education permanente umschrieben worden ist.
Manche sind übrigens der Ansicht, dass der Begriff „Lernen lernen“ eigentlich Unsinn ist, denn Lernen ist von Geburt an ein zentraler Bestandteil der menschlichen Natur. Gehen, Sprechen, Radfahren, all das lernt man, ohne das Lernen je gelernt zu haben, wobei jeder Mensch anders lernt, jeder andere Methoden entwickelt, die für ihn funktionieren. Das Vorgeben, Vorschreiben von Lerntechniken ist demnach der Ausdruck einer bevormundenden autoritären Einstellung, vielmehr gehe es darum, das Denken zu lernen. Denken lernt man hingegen vor allem, in dem man Fragen stellt, wobei erst das präzise Frageformulieren in sinnvollen Begriffen einen Menschen erst erkennen lässt, was man da erfragen will. Erst diese Fähigkeit erlaubt es, sinnvoll zu lernen, also das Gelernte in einen konsistenten Gesamtzusammenhang zu setzen.
Historische Anmerkung
In der jüdischen Tradition hat lebenslanges Lernen eine besonders herausragende Bedeutung. Es wird als das Fundament für ein rechtschaffenes Leben angesehen. Lernen ist tief in der jüdischen Identität verwurzelt – es ist der Weg, um ein tieferes Verständnis der Tora, des göttlichen Gesetzes, zu erlangen und zu ergründen, was ihre Lehren für das heutige Leben bedeuten. Das Studium der heiligen Schriften soll dazu führen, dass die Gläubigen in der Gegenwart das Richtige tun und Gottes Willen gemäß handeln. Dabei ist jüdisches Lernen keinesfalls nur ein Privileg bestimmter Auserwählter wie Priester oder Rabbiner. Vielmehr sind alle Juden dazu aufgerufen, sich lebenslang mit den heiligen Texten und der Tradition auseinanderzusetzen – unabhängig von Alter, Geschlecht oder sozialer Stellung. Die hohe Wertschätzung des Lernens zeigt sich etwa in der Tatsache, dass es traditionell erlaubt ist, eine Synagoge in eine Schule umzuwandeln, aber verboten, eine Schule in ein Gotteshaus umzufunktionieren. Dies unterstreicht, dass Bildung und Wissensvermittlung im Judentum eine mindestens ebenso zentrale Rolle spielen wie die religiöse Praxis. Das lebenslange Streben nach Erkenntnis und das Bestreben, die göttlichen Gebote immer besser zu verstehen und umzusetzen, sind somit fester Bestandteil der jüdischen Identität und Lebensweise. Das Lernen dient dabei nicht nur der individuellen Entwicklung, sondern soll die Gläubigen auch befähigen, Gottes Willen in der Welt zu verwirklichen.
Literatur
Pieter, A. (2004). Selbstbestimmtes Lernen in der Schule. Erfassung der subjektiven Kompetenz zum selbstbestimmten Lernen. Frankfurt a. M.: Peter Lang.