Da Mathematik ein meist streng aufgebauter Lehr- und Lernstoff ist, entstehen viele Probleme dadurch, dass Grundlagen für das Neue wieder vergessen worden sind. Reines Üben hilft dann nicht, da Kinder dabei oft Tricks entwickeln, wie eine Aufgabe gelöst werden kann, aber kein Verständnis dafür haben. So werden oft Fehlstrategien verfestigt und perfektioniert, da man auch mit falschen Methoden auf richtige Ergebnisse kommt, wenn die angeeigneten Tricks zufällig auf die Aufgabenstellung passen. Sobald sich diese aber ändert, blickt das Kind nicht mehr durch und weiß nicht einmal, warum, denn schließlich ist es ja genauso vorgegangen wie immer. Eltern sollten mit Kindern nach einer gewissen Zeit des Übens daher Bilanz ziehen, ob das Geübte auch Bestand hat oder ob man immer wieder von vorn anfangen muss. Macht das Kind Fortschritte und kann es Aufgaben auch ohne Hilfe der Eltern erledigen? Es ist oft schwierig herauszufinden, was das Kind nicht verstanden hat. Am Ergebnis allein sieht man oft nicht, wie es zu seiner Lösung gekommen ist und welche Irrtümer sich möglicherweise entwickelt haben? Mit der Analyse solcher Rechenprobleme sind Eltern in der Regel überfordert, d.h., man sollte sich besser professionelle Hilfe von LehrerInnen holen.
Damit Kinder später keine Probleme in Mathematik bekommen, sollte schon im Elternhaus eine altersgemäße kognitive Entwicklung gefördert werden, wobei neben den mathematischen Kompetenzen auch eine Entwicklung der nicht-numerischen Basiskompetenzen wichtig ist. Dazu zählen grundlegende Fähigkeiten wie etwa das Gedächtnis, die akustische und visuelle Wahrnehmung, das Konzentrationsvermögen und die Raumorientierung. Studien zeigen, dass die nicht-numerischen Basiskompetenzen eng mit den grundsätzlichen mathematischen Fähigkeiten zusammenhängen, denn das isolierte Üben mathematischer Kompetenzen ist wenig förderlich, wenn nicht gleichzeitig auch Übungen zur Raumorientierung gemacht werden. Wenn man Kinder schon früh mit Mengen, Formen und Zahlen umgehen lässt, dann fällt es ihnen nicht schwer, ein Verständnis für Logik, Geometrie und abstraktes, mathematisches Denken zu entwickeln.
Wie Eltern Mathematik in den Alltag einbauen können
Eltern können auf spielerische Weise selbst bei Kleinkindern und jüngeren Schülern die Begeisterung für die Zahlenkunde fördern, indem sie den Alltag mit spielerischen Rechenaufgaben verbinden. Addieren, subtrahieren, multiplizieren oder dividieren geht auf dem Spielplatz ganz wunderbar, etwa die Anzahl der Stufen bis zum Spielplatz zählen, die Spielgeräte addieren oder die Bäume am Spielplatz multiplizieren. Der Kreativität sind bei solchen Rechenaufgaben an der frischen Luft keine Grenzen gesetzt. Auch der Einkauf eignet sich hervorragend, um nicht nur das 1×1 zu üben, denn Kinder können einzelne Preise addieren und berechnen, ob das Wochenbudget tatsächlich genügt oder sie mit dem Geld aus dem Sparschwein die gewünschten Süßigkeiten kaufen können. Eltern können kleine Experimente in den Alltag einbauen, etwa bei Backen: Wie viel Milch wird verdrängt, wenn man für den Teig 200 g Butter hineingibt? Wie viel Stauraum hat man in seinem Urlaubskoffer, wenn man die Plüschtiere mitnehmen möchte? Wie viel Monate muss ich mein Taschengeld sparen, um ein bestimmtes Ziel zu erreichen?
Auf der Webseite www.arbeitskreis-lernforschung.de erhält man kostenlos „Symptomfragebögen“ für Vorschule, Grundschule und Mittelstufe. Diese lerngegenstandsbezogenen Symptomfragebögen ersetzen zwar keine Diagnostik, sondern sollen Eltern anregen, den Blick für eventuell vorhandene Probleme zu schärfen. Die Fragebögen können dazu dienen, die Problemlage des Kindes zu umreißen und sind eine Hilfe, falls Eltern eine Beratung durch eine Facheinrichtung in Anspruch nehmen möchten.
Übrigens: Zwar waren die Griechen nicht die ersten, die sich mit Mathematik beschäftigten, sondern das taten schon die Babylonier und Ägypter vor ihnen, doch stammt das Wort Mathematik aus dem Griechischen, wobei das griechische Wort mathema so viel wie Erlerntes, Kenntnis oder ganz allgemein Wissenschaft bedeutet. Der Begriff mathematike techne bezeichnet somit die Kunst des Lernens bzw. zum Lernen gehörig. Für Mathematik gibt es keine allgemein anerkannte Definition, doch versteht man Mathematik üblicherweise als jene Wissenschaft, die durch logische Definitionen selbstgeschaffene abstrakte Strukturen mittels der Logik auf ihre Eigenschaften und Muster untersucht.