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Wie wirkt sich die Stimmung bei Babys auf das Lernen aus?

Die Stimmung von Babys ist unberechenbar, denn spielen sie in einem Moment noch vergnügt vor sich hin, können sie im nächsten schon untröstlich sein. Seehagen et al. (2020) haben untersucht, wie sich Veränderungen in der Stimmung auf Lernen und Gedächtnis bei Babys auswirken. Kinder im Alter von neun Monaten mussten in der Studie zunächst entweder eine Weile ruhigen Aktivitäten wie Bilderbücher anschauen oder wilden Aktivitäten wie Hüpfen nachgegangen waren, schauten dabei zu, wie eine erwachsene Person mit einer Handpuppe agierte und hatten so die Gelegenheit, dies zu lernen. Geprüft wurde, ob die Kinder die beobachteten Handlungen eine Viertelstunde später nachahmen konnten oder nicht, wobei ein Teil der Babys durch ähnliche Aktivitäten wie am Anfang in dieselbe Stimmung versetzt wurden wie beim Lernen, der andere Teil durch entgegengesetzte Spiele in die andere Stimmung gebracht. Die Kinder, die beim Lernen in einer anderen Stimmung gewesen waren als beim Abrufen des Gelernten, konnten die Handlungen mit der Puppe nicht nachahmen. Die Gedächtnisleistung war zweieinhalbmal höher, wenn die Stimmung beim Lernen und beim Abrufen des Gelernten gleich war. Wenn es also darum geht, Gelerntes abzurufen, kommt es bei Babys auf die Stimmung an, denn etwas, dass sie in ruhiger Stimmung gelernt haben, ist nicht mehr zugänglich, wenn sie aufgebracht sind und umgekehrt. Das zeigt, dass Schwankungen der inneren Verfasstheit in diesem Alter den Zugriff auf Gedächtnisinhalte verhindern können. Das könnte auch eine Erklärung dafür sein, dass Erwachsene sich an manche Erlebnisse ihrer frühsten Kindheit nicht erinnern können, denn einiges, das die Kinder in ruhiger Stimmung gelernt hatten, ist möglicherweise nicht mehr zugänglich, wenn das Kind aufgebracht ist.



Literatur

Seehagen, Sabine, Schneider, Silvia, Sommer, Katharina, La Rocca, Laura & Konrad, Carolin (2020). State-Dependent Memory in Infants. Child Development, doi:10.1111/cdev.13444.