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Wieviel Platz ist im Gehirn?

Bekanntlich kann das menschliche Gehirn immer wieder Neues lernen, ohne im Laufe des Lebens ständig größer werdeb zu müssen.Woher kommt es also, dass das Gehirn mit dem vorhandenen Platz auskommt?

Wenger et al. (2017) haben in einer Untersuchung gezeigt, dass das Volumen des Gehirns in den ersten Phasen des Lernens zunimmt, und sich dann aber teilweise oder sogar vollständig normalisiert. Es scheint also effizient zu sein, erst verschiedene Strukturen auszuprobieren, die besten davon auszuwählen und dann jene wieder zu entfernen, die nicht mehr benötigt werden.

Das Gehirn probiert offenbar beim Lernen verschiedene Funktionen aus, um zu erkennen, welche Zellen die zu lernenden Inhalte am besten speichern oder weitergeben können, denn nur diese werden behalten, während die anderen wieder abgebaut werden.

Ein solcher Mechanismus findet sich etwa bei Rechtshändern, die lernen mussten, mit ihrer linken Hand zu schreiben und zu zeichnen, denn nach einem Monat war deren Gehirnvolumen angestiegen, deutlich sichtbar in Volumenveränderungen der grauen Hirnsubstanz, jedoch drei Wochen später hatte dieses Areal sich fast wieder auf seinen Normalumfang reduziert.

Dieses Phänomen der Gehirnexpansion und -renormalisierung wurde übrigens bereits bei Tieren festgestellt, und man geht nach diesen Untersuchungen nun davon aus, dass dieser Mechanismus des Erweiterns und dann Löschens auch auf das menschliche Gehirn zutrifft.



Literatur

Wenger, E., Brozzoli, C., Lindenberger, U., & Lövdén, M. (2017). Expansion and renormalization of human brain structure during skill acquisition. Trends in Cognitive Sciences, 21, 930-939.